Beim Stöbern in alten Erinnerungen „stolpere“ ich immer wieder unter anderem auf alte Gedichte, die ich geschrieben habe. Auch wenn ich bedauere, dass ich mich oft nicht mehr daran erinnern kann, mit welcher Motivation und in welcher Gemütsverfassung ich sie verfasst habe und auch, wenn ich bei mancher Zeile denke, dass ich sie etwas besser hätte formulieren können- sie bringen auch heute noch etwas in mir zum Klingen, sind Teil von mir. Und verdienen es damit, ins Hier und Jetzt gerettet zu werden. So auch dieses Gedicht vom 4. November 2001.
Metamorphose
Wenn etwas von Dir Besitz ergreift,
unaufhörlich, stärker, stetig,
dieses Etwas in Dir reift,
als Wunsch und Wille wird es tätig.
Es ändert Dich Stück um Stück
unmerklich erst, doch ohne Ruh’n,
schon bald gibt es kein Zurück,
kannst wirklich nichts dagegen tun.
Der Wunsch zum Willen, dann zur Wirklichkeit,
Weg und Ziel sind vorbestimmt.
Es dauert schon ’ne ganze Zeit,
egal ist, welchen Weg es nimmt.
Es wird Dich ändern, das ist klar,
Du wirst wie neugeboren sein.
Nichts wird sein, wie’s vorher war,
vergessen wirst Du alle Pein.
Leid und Schmerz, die Dich stets fraßen,
siehst Du bald nur noch schemenhaft.
Lasten, die auf Deinen Schultern saßen,
verschwinden durch dir eig’ne Kraft.
Vor Neuem musst Du Dich nicht sperren,
denn Veränderung tut manchmal Not,
darfst ihm den Zugang nicht verwehren,
sie lindert Deine Seelennot.
Wahr ist, dass auch dann noch Schmerz
und Pein Dich ab und an ergreifen mögen.
Doch treffen sie nicht tief ins Herz,
wo sie sich dann herunterzögen.
Sie bleiben bare Irritation,
die an der Oberfläche bleibt,
so dass die neue Situation
Dich doch stetig vorantreibt.
Auf dann vorbei an all den Schatten
mutig hin zur Sonne Licht,
deren Strahlen nie ermatten,
wer spürt ihre Wärme nicht?