(Wenigstens etwas) früher als die letzten Tage stehen wir auf und verabschieden uns nach einem schnellen Müsli von diesem schönen Stellplatz am See. Heute wollen wir es bis zum Nordkap schaffen und zwar idealerweise so, dass wir dort den Sonnenauf- und/oder Sonnenuntergang erleben. Und das natürlich – wünschen darf man sich das und wir wollen das unsere dafür tun – dass dies bei möglichst guter Sicht passiert. Die Wetter-App jedenfalls gibt grünes Licht- es soll am Sonntagabend am Nordkap zwar mit 13 Grad dort wesentlich kälter als an den Tagen zuvor und danach sein, aber der Himmel soll klar und der Blick auf die Sonne direkt nach ihrem Aufgang auch nicht durch Wolken bedeckt sein.
Dass wir während der gesamten Fahrt durch Schweden nicht einen einzigen Elch gesehen haben, wollen die finnischen Rentiere offensichtlich wiedergutmachen. Kaum sind wir in Lappland säumen diese nicht sehr scheuen und offensichtlich gut an den Straßenverkehr angepassten Tiere die E75 und mehr als einmal halten wir an, um Fotos zu machen- auch wenn das Filmen aus dem Autofenster in der langsamen Vorbeifahrt mehr als ein Notbehelf ist- fast schein es, als wollten uns die Tiere ein Stück der Fahrt begleiten.
Die 92, auf die wir nach Fahrt auf der E75 abbiegen, erweist sich als eine Art Achterbahnfahrt mit Eigenantrieb. Bis auf einige wenige Kurven führt die Straße schnurgerade Richtung norwegische Grenze.
Lustigerweise wechselt die Landschaft direkt nach Überqueren der Grenze. Entlang des Fjordes, der mit Sandstränden (!!!) punktet fahren wir mit vielen neuen landschaftlichen Eindrücken weiter Richtung Nordkap. Inzwischen haben wir auch gut mehr als die Hälfte der Strecke geschafft und es wird uns klar, dass unser Zeitplan aufgeht. Wir werden zwar erst kurz nach dem Sonnenuntergang am Nordkap ankommen, aber zum Einen wird es deutlich vor Sonnenaufgang sein und zum anderen haben wir in den letzten Tagen die Erfahrung gemacht, dass um diese Jahreszeit auch zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang eigentlich immer ein rötliches Licht in den Wolken zu sehen bleibt und es nie so richtig dunkel wird.
Das schönste Rentierfoto gelingt uns übrigens nicht in Finnland, sondern schon in der norwegischen Finnmark. Ein weißes Rentier, das gerade durchs flache Wasser trabt.
Nachdem wir nicht nur die Rentiere, sondern auch eine Schafherde passiert haben, erreichen wir das Nordkap ziemlich genau um Mitternacht. Es ist wie von der Wetter-App vorhergesagt tatsächlich auch jetzt noch 13 Grad, aber wir haben offensichtlich das Kleingedruckte überlesen. Gefühlte 6 Grad und ein ziemlich eisiger und zudem sehr starker Wind machen die wenigen Meter vom Parkplatz (den wir uns für 150 Kronen gegönnt haben) zum Wahrzeichen, dem Globus, zu einem kleinen Abenteuer, dem wir uns erst stellen, nachdem wir uns mit dicken Pullis und Jacken „bewaffnet“ haben.
Auf dem Weg stellen wir einmal mehr fest, dass die Schweden in Sachen Barrierefreiheit offensichtlich ein ganzes Stück weiter ist als Norwegen (und wahrscheinlich – nebenbei bemerkt – auch als Deutschland). Wie kann es sein, dass man diese vielleicht 200m vom Parkplatz zum Globus mit Gehstöcken wohl gar nicht und mit Rollstuhl nur unter größten Anstrengungen erreichen kann? Von den Treppen zum Globus, die man für das Foto, das hier wohl alle wollen, mal ganz zu schweigen.
Aber Kristin und ich sind, was das angeht, inzwischen einigen Kummer gewohnt und so meistern wir auch diese Situation- und freuen uns über ein gelungenes Selfie direkt vor dem Globus und auch die Statue und die übergroßen „Münzen“ erreichen wir trotz Schotterpiste, bevor wir zum Bulli zurückkehren.

















