Ich denke, (fast) jeder kennt die Situation, in ein Gespräch zu geraten, wo er sich unsicher ist, wie er sich zu verhalten hat und wie er fomulieren kann, ohne den Gesprächspartner zu verletzen.
Mal ausgehend von dem Gefühl, dass einem selbst durchaus bewusst ist, dass man nicht verletzend sein will (ich unterstelle diese Intention mal recht pauschal fast jedem Menschen) und ebensowenig selbst verletzt werden will (was vielleicht das eine oder andere Mal der Grund für die Vorsicht ist), ist das ein mühsames Gespräch, wo es viel einfacher sein könnte, wenn man vertraut.
Klug „geschissen“ (verzeiht die Vulgärsprache), da mir das selbst oft genug (ehrlich gesagt, sogar zu oft) nicht gelingt, aber ich habe mal versucht, dieses Gefühl in Reimform zu bringen.
Hier ist ein Gedicht, das (für mich) diese Stimmung einfängt:
Rohe Eier
Ich trete leise, Schritt für Schritt,
auf zartem Glas, das kaum noch trägt.
Ein Wort, ein Blick, und es zerbricht,
weil Stille all die Zweifel nährt.
Ich sehne mich nach einem Raum,
wo Worte leicht und ehrlich fließen.
Doch ein jäher Luftzug stört den Traum,
und droht die Türen zu verschließen.
Was war, was ist, was noch sein kann,
liegt tief verborgen, schwer wie Stein.
Ein Schmerz wie im größten Fieberwahn
verwebt sich in die Zeit hinein.
Ich möchte reden, möchte hören,
die Brücke bauen, Stück für Stück.
Doch Ängste flüstern, Zweifel stören,
und werfen uns erneut zurück.
Lass uns den Kreis der Last durchbrechen,
das Eis, das zwischen uns verweilt.
Ich will so gerne ehrlich sprechen,
damit uns neues Licht ereilt.
Helge Cramer, 2024