Heute lasse ich mal einen „Gastautoren“ zu Wort kommen, den von mir sehr verehrten Hermann Hesse. Als eben bei Facebook in meinem Feed ein Post mit seinem Gedicht „Im Nebel“ auftauchte, hat es mich sofort inspiriert, auf dieses Gedicht mit einem Gedicht von mir zu antworten. Nicht, weil ich genau diese Stimmung, die das Gedicht für mich ausdrückt, aktuell empfinden würde- aber schon, weil ich dieses Gefühl sehr tief nachempfinden kann und lügen würde, wenn ich es nie so spüren würde. Und weil ich immer wieder versuche, mich aus solchen Momenten mit positiven Gedanken herauszudenken.
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse, 1905
Im Nebel
Pass‘ auf, willst Du im Nebel wandern,
oft siehst Du weder Busch noch Stein,
und siehst Du auch mal keinen andern,
so bist Du doch nie ganz allein.
Wahre Freunde in dieser Welt,
die bleiben – das ist wunderbar –
Dir treu auch, wenn der Nebel fällt,
sie sind nur schwerer sichtbar.
Vielleicht ist auch nur wirklich weise,
der wie Du das Dunkel kennt,
doch genieße still und leise,
das mehr verbindet als Euch trennt.
Schön, im Nebel SO zu wandern,
so viel mehr als Einsamsein.
Gedanken von und zu den andern-
und schon bist Du nicht allein!
Helge Cramer, 2024