Anreise und Tag 1

Nachdem ich meinen Sportsbootführerschein letztes Jahr gemacht habe, ist dieser nicht sehr oft zum Einsatz gekommen und von Praxiserfahrung sammeln konnte in 2023 keine Rede sein.
Da kam die Frage von meinem Freund Christian gerade recht, ob ich nicht Lust hätte, zusammen auf einen einwöchigen Segeltörn in Kroatien mit drei weiteren „Alten Säcken“ zu gehen. Na, das ließ ich mir nicht zweimal sagen, auch wenn mir zugegebenermaßen etwas mulmig war, ob ich mit meiner „Stakeligkeit“ und dem mangelnden Gefühl in den Händen nicht eher Belastung als Bereicherung beim Segeln wäre.

Aber eins vorweg: Jegliche Sorge meinerseits war unbegründet. Während ich beim erstmaligen Besteigen der gecharterten Yacht aus Sicherheitsgründen (ich gestehe) eher auf allen Vieren über die Planke an Bord ging, hat der stete Seegang und Schaukeln unterm Strich meinem Gleichgewichtsgefühl sogar eher gut getan und meine Physiotherapeutin wäre glaube ich zu Recht stolz auf mich, wieviel Übungseinheiten ich in der einen Woche absolviert habe.

Die Anreise war etwas abenteuerlich. Da ich am 15. noch einen Termin in der Nähe von Mainz hatte, bin ich nachts um 3 mit dem Auto von Buxtehude nach Mainz gefahren und nach dem Termin von dort nach Emden zu Christian, wo wir uns am Vorabend der Reise trafen, um am nächsten Morgen mit einem Auto nach Amsterdam zu fahren, von wo aus der Flug über Zagreb nach Dubrovnik ging.

Dass ich also einen großen Teil der Anreise im Auto und im Flieger verschlafen habe, lag definitiv nicht (nur) an den Guiness, die es am Freitag abend noch im Irish Pub in Emden gab…

In Dubrovnik angekommen, hatten wir das Glück, ein Taxi zu finden, mit dem wir zu fünft zur Marina fahren konnten. Da in der Nebensaison nicht viel los war (was uns auf der reise noch einige Male zugute kommen sollte), konnten wir uns auftrennen und zwei Leute zum Einkaufen schicken, während der Taxifahrer den Rest der Truppe zum Boot brachte und anschließend vor dem Supermarkt auf uns wartete, bis wir mit dem Einkauf fertig waren.

Die gecharterte Yacht war ein Träumchen. Wir entschlossen uns, erst am nächsten Morgen auszulaufen und konnten so nach einer ausführlichen Inspektion der Räumlichkeiten und Verteilen der Kojen den ersten Abend an Bord verbringen. Was für eine Anreise und was für eine Vorfreude auf den anstehenden Törn…

Tag 2 (17. März 2024 – Leinen los)

Jetzt geht es tatsächlich los. Nach gekonntem Ablegemanöver von Skipper Christian geraten wir direkt in ein Regattafeld, das uns die ersten Manöver der Reise abverlangt, bevor der gemütliche Teil losgeht.

Nach einem kleinen Abstecher zur Altstadt von Dubrovnik nehmen wir ohne genaues Tagesziel Kurs und Fahrt auf. Wir wollen ein wenig schauen, wohin es uns treibt und uns überraschen lassen und vor allem entspannen- was uns ausgesprochen schnell und gut gelingt.

Auf jeden Fall solange, bis wir merken bzw. hören, wie „angestrengt“ und kleinteilig der Autopilot versucht, den Kurs zu halten. Schnell wird klar, dass da irgendetwas nicht stimmen kann. Aber selbst sind die Männer und so schauen Christian und Peter kurzerhand nach woran es es liegt, nachdem ein Telefonat mit dem Charterer schnell klarmacht, dass frühestens am nächsten Vormittag mit technischer Hilfe zu rechnen ist und uns so (mindestens) ein voller Segeltag verloren geht. Nach einer kurzen Inspektion und ein paar sehr herzhaften Flüchen wird klar, dass ein Führungsseil falsch herum aufgelegt war und so konnten wir den Schaden selbst beheben und die versprochene Hilfe für den nächsten Tag dankend ablehnen. Dass diese Reparatur uns nicht nur einen Segeltag rettet, sondern uns am Ende auch noch ein eigenes Missgeschick versüßt, ahnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Das Wetter mit 17 Grad und Sonnenschein könnte kaum besser sein und das Manöverbier nach dem Anlegen am abendlichen Liegeplatz haben wir uns redlich verdient. Dazu sei anzumerken, dass mehrere Biere nötig waren, um das Selfie von uns fünf mit dem Selbstauslöser so schön synchron hinzubekommen, wie es auf dem Bild zu sehen ist….

Tag 3 (18. März 2024)

Nachdem Christian heldenhaft mit dem Käsehobel Kartoffeln schält, um die hungrige Crew satt zu bekommen (Zeit genug haben wir ja), schauen wir nach einem Liegeplatz mit einem geöffnetem Supermarkt, was erstaunlich schwer ist. Dass wirklich absolute Nebensaison ist, merken wir nicht nur daran, dass wir gefühlt die ganze Adria für uns haben, sondern auch daran, dass Google Maps für fast jeden Supermarkt auf den Inseln, an denen wir vorbeifahren, stoisch „vorübergehend geschlossen“ vermerkt.

Aber wir haben Glück und finden eine Bucht, in der wir ankern können und wo es tatsächlich einen geöffneten Supermarkt gibt. Neben Brot und einigen anderen unwesentlichen Grundnahrungsmitteln erfreuen wir uns vor allem an dem Sliwovitz, den es dort gibt- eine willkommene Abwechslung zum Bier 🙂

Tag 4 (19. März 2024) – Ein voller Segeltag

Mit gutem Wind segeln wir fast den ganzen Tag durch und machen ordentlich Fahrt. Genug Zeit für mich als absoluten Segelneuling so einiges über Wenden, kreuzen, Lage und die optimale Segelstellung zu lernen. Und tatsächlich ein Riesenspaß für mich, auch (oder gerade) wenn ich gestehen muss, dass ich mehr als froh bin, dass ich der einzige ohne Segelerfahrung an Bord bin.

Am Abend finden wir dann tatsächlich eine Marina mit einem Restaurant, das für uns öffnet. Dass nicht nur das Essen, sondern auch die Preise gesalzen war, die Bedienung gleichzeitig den Job des Inselpostboten innehatte und das Bier in Dosen und nicht Gläsern serviert wurde, tat der Freude über eine anständige Dusche letztlich keinen Abbruch.

Tag 5 (20. März 2024)

Auch heute haben wir wieder ordentlich Fahrt gemacht. Und wir sehen sogar einen weiteren Segler :-).
Mit zeitweise fast 7 Knoten Fahrt unter Segel macht es richtig Spaß und wir werden am Abend mit einem Ankerplatz in einer wunderschönen Bucht belohnt- und auch hier gibt es tatsächlich wieder einen Supermarkt.

Was mich tatsächlich (auch) nachhaltig beeindruckt hat, ist der durchgängig gute Handyempfang. Okay, wir waren tatsächlich immer recht nahe an der Küste, aber wenn ich daran denke, dass es alleine auf dem Weg von Buxtehude nach Hamburg mindestens drei Stellen gibt, wo regelmäßig laufende Gespräche abrupt enden, dann frage ich mich schon, warum wir das hier nicht annähernd so gut gelöst bekommen…

Tag 6 (21. März 2024) – Rückfahrt nach Dubrovnik

Nachdem wir am gestrigen Tag echt einiges an Seemeilen zurückgelegt haben, müssen wir leider darüber nachdenken, wie wir uns so ganz allmählich wieder in die Gegenrichtung bewegen.

Aber auch, wenn wir wegen der fortgeschrittenen Zeit und dem Wind aus der entgegengesetzten Rechnung mehr oder weniger die ganze Zeit „motoren“, ist auch dieser Tag auf See natürlich schön.

Für mich ein persönliches Highlight. Nachdem ich mich als völlig unerfahrener Mensch auf dem Wasser mehrmals bereiterklärt habe, den „Fährmann“ mit unserem Dinghy zu machen, kam heute morgen beim letzten Transfer zum Supermarkt vor dem Ablegen doch tatsächlich ein Lob in Form von „Super, Helge. Diesmal sogar fast ohne Schlangenlinien zu fahren“. Stolzes Menschenskind ich bin :-).

Tag 7 (22. März 2024) – Tagesausflug nach Zadar

Während 3/5 der Crew den Tag für die Besichtigung von Dubrovnik nutzen (oder um gemütlich Aperol Spritz zu trinken, wie mir aus verlässlicher Quelle zugetragen wurde), nimmt Christian mich mit nach Zadar, von wo aus es noch anderthalb Stunden per Fähre weitergeht, da Christian ein Segelboot besichtigen will, das er eventuell kaufen möchte.

Und da zu einer richtigen Besichtigung natürlich auch eine Probefahrt gehört, komme ich als Segelneuling tatsächlich in den Genuss, trotz der wirklich kurzen zeit, sogar auf zwei völlig verschiedenen Segelbooten zu fahren. Das frühe Aufstehen nachts um vier war dafür kein. zu hoher Preis.

Was wir dann übrigens auch endlich mal feststellen ist, dass wir uns bei der Buchung der Flüge ganz offensichtlich nicht richtig abgesprochen haben. Während der Flug von Jörg und Christian schon am Samstag mittag geht, geht der Flug von Christian, Peter und mir erst am Sonntag früh um 6:40. Und wir sind mit einem Auto nach Amsterdam gefahren. Okay, letztlich löst sich beides. Christian und Jörg übernachten eine Nacht in Amsterdam und wir erhalten den Lohn der Tüchtigen und dürfen aufgrund der erfolgreichen Reparatur der Steuerung eine weiter Nacht an Bord bleiben ohne diese zahlen zu müssen. Und für mich gibt es trotz des Tagesausflugs doch noch einen tag Dubrovnik on top- lucky me!

Tag 8 (23. März 2024) – Landgang in Dubrovnik

Nach einem letzten Gruppenfoto vor „unserem“ Schiff bringen wir Christian und Jörg mit dem Mietwagen (den wir ebenfalls um einen Tag verlängert haben, um Sonntag morgen nicht mit dem Taxi fahren zu müssen) zu Flughafen und finden tatsächlich einen erschwinglichen Parkplatz direkt in der Altstadt- Nebensaison hat wirklich unschlagbare Vorteile (auf jeden Fall, wenn das Wetter so mitspielt wi bei uns).

Ich ahne, dass es in der Hauptsaison hier nur so von Touristen wimmeln wird (und das sicher nicht erst seitdem Game of Thrones hier gedreht wurde), aber so, wie es jetzt ist, ist es nicht nur aushaltbar, sondern tatsächlich sehr schön.

Nach einem netten und ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt, einem Kaffee und einem (diesmal gezapftem) Bier und einem sehr leckeren und reichhaltigen (und nicht mal teurem) Abendessen im Restaurant Azurro in der Marina geht es ans Bord zum Aufklaren, damit wir keinen absoluten Schweinestall hinterlassen (auch wenn wir die Endreinigung wohlweislich mitgebucht haben).

Und mit einem Gefühl von Dankbarkeit für die tolle Woche genieße ich die letzte Nacht auf dem Schiff, bevor es am nächsten Tag über Zagreb, Amsterdam und Emden zurück nach Buxtehude geht…

Von Helge

Ein Gedanke zu „Segeltörn Kroatien, 16.- 24. März 2024“

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